Schadet Zocken dem Gehirn?

Eine Informationsveranstaltung zum Thema Kinder und Smartphone macht deutlich: Eltern haben eine wichtige Vorbildfunktion

Wie viel Smartphone ist gut für mein Kind? Eine Frage, die scheinbar viele Eltern umtreibt: Zum schulübergreifenden Elternabend in Sachen Medienkompetenz hatten sich kürzlich rund 200 Personen eingefunden. Eingeladen hatte das Gesundheitsamt Rottweil, zusammen mit der Grundschule Sulz-Bergfelden.

Die Anregung zu dieser Veranstaltung war aus den Reihen des Bergfelder Elternbeirats gekommen, und so hatte sich Schulleiterin Christine Fries mit der Bitte um Unterstützung an das Rottweiler Gesundheitsamt gewandt. Dort läuft seit mehr als einem Jahr das Projekt „Medienkompetenz bei Kindern stärken“, mit dem inzwischen rund 2400 Dritt- und Viertklässler im Landkreis erreicht werden konnten. Die Informationsveranstaltungen für Eltern sind ein wichtiger zusätzlicher Baustein. Unterstützt wird das Projekt von den Anlauf- und Beratungsstellen im Landkreis, finanziert wurde es von der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Schulübergreifender Elternabend Sulz_3 | KMZ Rottweil

Vorbildfunktion der Eltern

Der Elternabend in Bergfelden stand unter dem Motto: „Mein Kind, sein Smartphone, meine (Mit-)Verantwortung“. Im Mittelpunkt des Abends standen die Referate von Stefan Richter und Maren Hagel. Richter ist Lehrer und Präventionsbeauftragter am Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung und Vater von zwei Kindern. Polizeihauptkommissarin Maren Hagel ist im Bereich Prävention tätig und Mutter eines 17-Jährigen.

Auf anschauliche Weise erklärte Richter, wie soziale Medien, Online-Spiele und Apps wie Snapchat und Tik Tok das Gehirn der Kinder aus dem Gleichgewicht bringen. „Wir dürfen unsere Kinder diesen Mechanismen nicht einfach aussetzen“, appellierte er. Mehr Stress und weniger Aufmerksamkeit wirkten sich auf das gesamte Leben aus – Schule, Familienleben, soziales Miteinander. Oder, in anderen Worten: „Zocken macht das Gehirn kaputt“.

Vor einem generellen Verbot von Smartphone und Co. warnte der Pädagoge indes nachdrücklich: „Ein Verbot definiert die Zeit im Netz als etwas ganz Besonderes“. Vielmehr sei es extrem wichtig, als Eltern selbst eine Vorbildfunktion einzunehmen. Im Vordergrund müsse die Beschäftigung mit dem Kind und nicht das Smartphone stehen. „Hinterfragen Sie Ihren Medienkonsum kritisch – und bringen Sie das auch ihren Kindern bei.“

Humorvoll, aber sehr eindrücklich thematisierte Polizeihauptkommissarin Hagel die möglichen rechtlichen Konsequenzen von unbedachtem Medienkonsum. Die Geschichte eines 14-Jährigen aus der Region, der Nacktbilder von seiner früheren Freundin über WhatsApp erhalten hatte, dürfte allen Zuhörern gut im Gedächtnis bleiben: Der scheinbar harmlose Zwischenfall endete mit einer Hausdurchsuchung und einer Strafanzeige gegen den jungen Mann wegen Besitzes und der Verbreitung jugendpornografischen Inhalts, denn die Freundin war erst 13 Jahre alt, und die Fotos hatte er an Freunde weitergeleitet.

Whatsapp eine der gefährlichsten Apps

„Für mich ist WhatsApp eine der gefährlichsten Apps überhaupt, denn ohne die entsprechenden Einstellungen kann jeder Ihren Kindern Fotos schicken, die dann direkt auf dem Handy oder in Ihrer Cloud gespeichert werden“, erklärte Maren Hagel

Den Sinn und Zweck von Apps zu hinterfragen und sich genau zu informieren, war deshalb ihr dringender Rat an die Anwesenden. „Das haben alle“ sei definitiv kein Argument. „Als Eltern von Grundschulkindern haben Sie jetzt noch die Chance, die Nutzung zu steuern“, erklärte Hagel.

Zusammen mit Stefan Richter empfahl sie den Eltern die Plattform klicksafe.de, wo sich alle wichtigen Infos rund um die Nutzung von Smartphones finden.

Schulübergreifender Elternabend Sulz | KMZ Rottweil